Kinder Wildwasser Workshop
Auf der Suche nach Pilzen, Wellen und Walzen
Wenn man bewegtes Wasser sucht, auf dem man gut das Wildwasserpaddeln lernen und üben kann, dann ist es für uns in Frankfurt gar nicht so einfach.
Außer bei Hochwasser gibt es kaum Stellen, wo gut erkennbare und händelbare Strömungsereignisse zum Vorschein kommen. Wir behelfen uns immer mal wieder damit, die Verengung im Fluss zwischen 2 Brückenpfeilern zu nutzen. Da können wir dann schon mal je nach Abfluss eine Seilfähre bzw. das Traversieren üben. Aber auch da ist die Strömung meist so, dass es keine deutlich Erkennbare Strömungszungen oder Kehrwasser und schon gar nicht Wellen oder Stufen entstehen können.
Zudem wird solch eine Passage, die ja außerhalb der Schifffahrtslinie liegen muss, natürlich auch von Ruderern und Stand Up Paddlern benutzt. Da hüpfen wir dann eher wie Ping-Pong Bälle hin und her.
Und wenn wir dann mal Hochwasser haben, was passé für den ausgebildeten Wildwasser-Sportler grundsätzlich bis zu einem gewissen Pegelstand nicht zwangsläufig riskanter wird, würde es doch so sein, falls dann mal, aus welchem Grund auch immer, etwas passiert, sich die Übungsleiter mit einer Fahrlässigkeit konfrontiert sehen würden. Insbesondere im Training mit Kindern und Jugendlichen.
Dies können und wollen wir natürlich nicht verantworten.
Somit müssen wir uns das bewegte Wasser immer woanders suchen.
Allerdings gibt es im nahen Umland leider keine gute Stelle, die sicher, gut zu erreichen, oder ausreichend berechenbar ist.
Da wir dann selbst mit absoluten Neulingen im „Bewegt-Wasser“ immer wohin fahren müssen, ist es auch immer mit viel Aufwand und auch Kosten verbunden. Boote und Material aufladen und meist dann mal min. 1,5 Stunden durch die Gegend fahren. Da vergeht für eine Stunde üben schon mal ein ganzer Tag.
Somit ist unser Besuch auf der Übungsstrecke in Hüningen (auf franz. Huningue) im 3 Ländereck bei Basel zwar immer spannend, aber dennoch auch immer logistisch herausfordernd, wenn man dann mal mit Mehreren dort hin will. Und für eine Tageshälfte lohnt sich dieser Aufwand eher weiniger.
Nach entsprechender Vorplanung sind wir daher mit unseren kleinen Kanu-Neulingen am vergangenen Freitag nachmittags nach Lörrach in die Jugendherberge gefahren. Wir waren natürlich erst nach dem Abendessen dort eingetroffen, daher besuchten wir nach dem Check-In ein leckeres, italienisches Restaurant in der Nähe. Die Gastgeber waren sehr flexibel und wir bekamen auch einen großen Bankett-Tisch und die Preise lagen auch im moderaten Bereich.
Am nächsten Morgen sind wir dann nach dem Frühstück nach Hüningen zur Wildwasser-Übungsstrecke gefahren. Wir erklärten unseren Neulingen zunächst die Strecke und die unterschiedlichen Strömungs-Ereignisse. Hauptströmungszunge, Kehrwasser, Verschneidungszone, Pilze, Welle, Walze und was es so alle gibt. Dann zum Abladen, Umziehen und Permission gekauft.
Für unsere Anfänger-Kanujugend ging es dieses Mal zum ersten Mal aufs Wildwasser.
Da wir aber ja ganz frische Wildwasser-Kids hatten, beschränkten wir uns für den Samstag überwiegend auf die Vermittlung der Grundtechniken: Wer zuvor noch nicht ausgiebig das Aussteigen mit Spritzdecke üben konnte, wurde zunächst mit unserer „Spritzdecken-Prüfung“ konfrontiert.
Mehrmals mussten unsere Novizen mit und ohne Hand an der rettenden Schlaufe des Sprayskirt (Spritzdecke) das Aussteigen unter Wasser üben. Um die Strömung unter Wasser zu simulieren, auch mal gezogen, da die Strömung das nach vorne Kommen und erreichen der rettenden Schlaufe erschweren kann.
Es ging dann weiter mit Seilfähre (Traversieren), Kehrwasserfahren, Einfahren in die Strömung, Verhalten beim querliegen vor einem Hindernis (Stein) und das überwiegend erst mal im unteren Teil mit dem geringsten Schwierigkeitsgrad der Strecke. Durch die ein oder andere Kenterung, von denen wir allerdings viel mehr erwartet hätten, wurde auch gleich das Leeren des Bootes in unterschiedlichen Varianten geübt.
So heterogen unserer Gruppe war, so unterschiedlich waren auch der ersten Anwendungs- und Transfererfolge des Erlernten. Somit ergab es sich schon schnell, dass die einen etwas mehr nach oben in das "nächstwildere" Wasser konnten, während die anderen noch mit der Festigung der grundlegenden Techniken beschäftigt waren.
In der 2. Schicht am Nachmittag übten wir Wildwasser- und Kehrwasserschwimmen und das Geborgenwerden aus der Strömung mit Wurfsack.
Wir hatten mächtig Glück mit dem Wetter, mit unseren talentierten Kindern und Jugendlichen. Die Unterkunft von Freitag bis Sonntag war angenehm. Von allen waren noch die Eltern dabei und unterstützten uns Übungsleiter sehr gut. Dies war enorm wichtig, somit konnten wir uns uneingeschränkt auf die Sicherheit und Ausbildung unsers Nachwuchs konzentrieren. Das wünschen wir uns für diese Altersgruppe gerne wieder.
Wir hatten weder Verluste noch ernsthaftere Blessuren zu verzeichnen. Insgesamt konnten wir alle zwar etwas Müde, jedoch glücklich und zufrieden am Sonntagnachmittag die Heimreise 'gen Francoforte antreten.
Vielen Dank an alle Betreuer, Helfer und unsere tollen Teilnehmer und Eltern